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Rezension: flachsinn- Ich habe Hirn, ich will hier raus- Gunter Dueck- campus

Der Autor des Buches, vormals Mathematikprofessor und Chief Technology Officer der IBM Deutschland wird vom Campus Verlag als Netzaktivist, Business Angel und Speaker vorgestellt, der sich "unverdrossen" der Weltverbesserung widmet.

Als Mensch, der ähnlich wie der Autor über eine Zweitwohnung im Internet verfügt, habe ich mit viel Neugierde und noch mehr Kopfnicken seine jüngste Publikation gelesen, die sich mit dem Treiben in besagtem Wohngebiet befasst. Nicht nur der Titel "flachsinn" und der Untertitel "Ich habe Hirn, ich will hier raus" deuten auf eine gewisse Komik hin, auch die Buchillustration amüsiert, h`m zumindest jene, die kein Problem mit Selbstironie haben. Das Cover ist ein gutes Beispiel dafür, wie man auf hintersinnige Art Aufmerksamkeit erregen kann.

Die schöne neue Welt bietet "Ablenkung im Sekundentakt. Ein Hirn-Quickie nach dem anderen", schreibt der Autor.  Es sei offenbar das Schrille, Extreme und Exotische, das unsere Aufmerksamkeit besonders errege, so Dueck. Verändert habe uns diese neue Welt dahingehend, dass wir nicht mehr nach Wahrheit suchten, grübelten, forschten, diskutierten und stritten, auch keine Geduld mehr hätten, neue Gedanken sacken und reifen zu lassen, sondern stattdessen bloß noch alles uns Vorgesetzte genießend konsumierten.

Verantwortungslose Aufmerksamkeitsprofis spekulierten und zockten in einer neuen Aufmerksamkeitsökonomie. Diese Profis hypten Neues und Stars nicht grundlos, um sie alsdann wieder nach unten zu ziehen. Dabei seien es die großen Aufmerksamkeitsschwankungen, die zu entsprechendem Rummel führten und die Klientel anlockte, die die Zeche dann zahlte.

All das kalkuliert Flache, Sensationelle, Emotionale, Scharfmachende, Niederziehende, Hetzende, Übertreibende, Lärmende und Verführende zum Zweck der Aufmerksamkeitsverwertung nennt der Autor in seinem Buch "Flachsinn". Den gilt es auszuloten und ihm Sinnstiftendes entgegenzusetzen.

Untergliedert ist das Buch in sechs Abschnitte:

Von früheren Machtwelten zum Aufmerksamkeitsbasar
Du und ich im Netz
Algorithmen berechnen, wer wir sind und was wir wahrnehmen sollen
Netzcommunities, Filterblasen und das Ende des Common Sense
Die Strategien der Aufmerksamkeitsprofis
Befreien wir unsere Aufmerksamkeit

Dueck wartet mit einer Fülle von Informationen auf, die hier kurz zusammenzufassen, ich erst gar nicht versuche. Schon erschreckend, vor Augen geführt zu bekommen, wer alles im Netz um unsere Aufmerksamkeit buhlt... Nicht nur Kapitalmarkthaie und Weltrettungsfanatiker, sondern auch Politiker, Unternehmen, Trolle und Hasser etc., alle lechzen nach Aufmerksamkeit. 

Um uns im "Attracticon", dem Ort, wo die Musik spielt, optimal  nutzen zu können, werden wir aus unserer Gesamtheit der digitalen Spuren berechnet und alles, was wir im Netz unternehmen ausgewertet. Die Analysen dienen  -so viel nur - nicht bloß negativen Zwecken. Immerhin.

Der Flachsinn, der das Netz überflutet, verdecke das Wichtige und Wahre immer intensiver, deshalb benötigen wir nach Ansicht Duecks neue Kompetenzen für das Dasein im Attracticon  Leider verharren die heutigen Autoritäten ungläubig-ratlos im Alten. Indessen entwickelt sich das Neue so rasch, dass uns allen angeraten ist, uns damit auseinanderzusetzen, weil es uns bereits betrifft und nicht erst Nachfolgegenerationen. Delegieren schadet uns in diesem Fall demnach erheblich.

Setzen wir uns also mit dem Sich-interessant-machen auseinander, das im Netz augenscheinlich das A und O für die Vermarktung, auch für die Selbstvermarktung darstellt.

Um hier mehr zu verstehen, erfährt man Wissenswertes über die sogenannte "phatische Kommunikation. Es handelt sich hierbei um die Kommunikation vor der eigentlichen Kommunikation.  In dieser Phase wird die Aufmerksamkeit geweckt.

In Zeiten der Kommunikationssintfluten müssen wir "Attraktionsintelligenz" entwickeln. Worum es dabei geht, erfahren Sie von Dueck ebenso, wie er die Attribute, die Aufmerksamkeit erregen, aufklärend benennt.

Leider wendet sich im "House of Attraction", sprich der Basarwelt im Internet, unsere Aufmerksamkeit tendenziell vom Komplexen ab, deshalb auch müssen wir das, was wir mitteilen möchten,  rasch auf den Punkt bringen. Je besser die Botschaft, umso viraler verbreitet sie sich.

Man liest von Algorithmen, die unsere Daten auswerten und Profile sowie Klickstatistiken erstellen. Alles scheint ermittelbar und immer flachsinniger, weil schlussendlich nur noch Klicks zählen, die am schnellsten über Flachsinniges generiert werden können und damit durch entsprechende Manipulation.

Über negative Umgangsformen im Netz, auch über die Strategien der Aufmerksamkeitsprofis und anderes mehr wird man aufgeklärt und liest dann von einer Intelligenzart, wie schon erwähnt, die man in unserer Zeit erwerben sollte: die Attraktionsintelligenz.

Dabei geht es um die Gabe, andere für sich einzunehmen, sie zu verführen, positive Gefühle auszulösen, zu überzeugen und zu interessieren, aber auch zu erkennen, was wichtig und wertvoll ist und was uns flachsinnig ablenkt.

Nach Meinung Duecks gewinnt die Attraktionsintelligenz seit Netzzeiten an Bedeutung. Die Kompetenz der Aufmerksamkeitsverwendung und –optimierung muss erlernt werden, wenn man entspannt und erfolgreich im  virtuellen "House of Attraction"  agieren  und  bei allem Rummel dort, Sinnstiftendes auf den Weg bringen möchte.

Dueck scheut sich nicht, systemkritisch zu werden und appelliert mit Freiheit verantwortlich umzugehen, denn "Freiheit ist keine Freiheit, Streit zu säen, um Aufmerksamkeit zu ernten. Stiften von Unruhe ist Gift für eine besonnene Balance".

Hirn verpflichte, so der Autor, Verantwortung zu übernehmen. Alle diese Hirnquickies, die Dominanz der Werbung, das Treiben in den Sudelgebieten, das unverantwortliche Zocken mit unserer Aufmerksamkeit tragen nichts zu einem "Empowerment" der Menschheit bei. Der wachsende Flachsinn hintertreibe  jegliches das Verantwortungsbewusstsein.

Um der Ablenkung zu entkommen, müssen wir sie analysieren und erkennen. Genau diesbezüglich gibt  Gunter Dueck Hilfestellung.

Nichts spricht dagegen, das Netz neu zu gestalten, außer unserer Trägheit, sich mit kulturellen Inhalten befassen und sie ins Netz einzubringen. Larmoyanz beseitigt den Flachsinn nicht, wohl aber können intellektuell sinnstiftende Posts, Textbeiträge  und Clips etwas bewegen.

Sehr empfehlenswert

Helga König

Überall im Handel erhältlich

Onlinebestellung: Campus und Amazon 

Rezension: Liebe dein Leben und nicht deinen Job- 10 Ratschläge für eine entspannte Haltung- Frank Behrendt- Gütersloher Verlagshaus

Frank Behrendt, der Autor dieses Ratgebers, ist PR- und Kommunikationsfachmann mit intensiven Kontakten zu Medien, Wirtschaft und Politik. Der Absolvent der Deutschen Journalistenschule in München ist seit vielen Jahren in großen Unternehmen und Agenturen als Top-Manager tätig. Unter anderen arbeitete er bei Universal Music, dem TV-Sender RTL und zuletzt bei der PR-Agentur FischerAppelt.

Muss man seinen Job nicht lieben, wenn man ihn gut machen will? Das fragt man sich vielleicht spontan, wenn man den Titel des Buches liest, der da lautet: "Liebe dein Leben und nicht deinen Job". Nach preußisch-protestantischem Arbeitsethos klingt dieser Satz nicht gerade. Worum geht es tatsächlich? 

Es geht nicht um Ferien rund ums Jahr, auch nicht um einen Lobgesang auf Diogenes in der Tonne, sondern darum, die täglichen Herausforderungen im Job unverkrampft zu meistern. Der vielbeschäftigte Kommunikationsfachmann Frank Behrendt arbeitet rund 60 Stunden in der Woche und hat Strategien entwickelt, dennoch ein tiefenentspannter, grundfröhlicher Mensch zu bleiben. Diese Strategien vermittelt er durch seine Ratschläge kurzweilig und überzeugend den Lesern weiter. 

Seine Vision lautet: Weniger Hektik und Getriebensein, mehr Gelassenheit für alle. 

Für den Autor hat Gelassenheit etwas mit Distanz zu tun. Diese sollte man zu allem, was man unternimmt, aufbauen, um auf diese Weise den Überblick zu bewahren. Es ist die innere Distanz, die uns gelassener werden lässt. Wer sich selbst nicht so wichtig nimmt, kann gelassener seiner Arbeit nachgehen und seine Energie dort besser einbringen, ohne sich zu verausgaben. 

Frank Behrendt verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Südamerika. Dort lernte er eine für uns unübliche Lebenseinstellung kennen, die in dem portugiesischen Begriff "Jeito" zum Ausdruck kommt. Er bedeutet so viel wie "Jetzt komm mal runter; irgendwie bekommen wir das schon hin." 

Es geht also um die Leichtigkeit des Seins, die man unserer  typisch deutschen Stressanfälligkeit und Schwermut entgegensetzen sollte. Den Satz "Die Technik ist dein Freund!"  teile ich und habe gerne die Anmerkungen des Autors hierzu gelesen. Es ist wohl wahr, wer mit Technik clever umgeht, wird rascher mit seinen Aufgaben fertig. Weshalb "cc-Kultur" Zeitverschwendung ist, verdeutlicht Behrendt ebenso wie manch anderen Unsinn im Rahmen des Internetprocedere, auf den man, allein schon einer entspannten Haltung wegen verzichten sollte.

Liest man das Buch aufmerksam, so wird klar, was sich hinter dem zunächst ketzerisch erscheinenden Buchtitel eigentlich verbirgt. Wer gut und zielführend arbeiten möchte, muss dies emotionsunbelastet tun. Wo Liebe im Spiel ist, ist das leider nicht der Fall. Dort auch können Ängste und Blockaden entstehen. 

Mir gefällt, wie klug Frank Behrendt beispielsweise mit Pausen in seiner Arbeitszeit umgeht, auch wie überzeugend er seine Familie in sein Lebenskonzept eingebunden und sich von unnötigen geschäftlichen Meetings entbunden hat.  

Wer Erfolg lebt, lebt ihn ganzheitlich. Das weiß "Franky" wie ihn seine Freunde liebevoll nennen und setzt dies auch um. 

Gefallen hat mir nicht zuletzt, wie der Autor einen "Happyness-Kick" aus der Kindheit in das Jetzt transportiert. Es ist in allem das Spielerische, das hier zum Programm erhoben wird und sich im Gesicht des Autors spiegelt.  Allein seine Fotos in den sozialen Netzwerken anzuschauen, macht gute Laune.

Doch ich möchte nicht zu viel verraten. Soviel nur: Frank Behrendt will keinem sein Konzept verpassen.  Er erzählt bloß aus seinem Leben und empfiehlt:  "Wie viel Struktur du in deinem Leben haben willst, hängt von dir ab. Je mehr Struktur, desto mehr Effizienz und Zeitersparnis und desto mehr Zeit, die du nach eigenen Vorstellungen füllen kannst. Jeder muss da den Modus finden, der zu ihm passt.“ 

Entspannt zu sein, bedingt kluges Loslassen und wohlüberlegt Prioritäten zu setzen, kurzum es zu schaffen, ganzheitlich zu leben. Wie das geht, zeigt das Beispiel des bei allem Tun locker gebliebenen Machers Frank Behrendt, dem zu folgen, ganz gewiss vorteilhaft ist.

Sehr empfehlenswert 

Helga König.

Das Buch ist überall im Handel erhältlich

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Website des Autors: http://frankzdeluxe.de/