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Rezension Peter J. König: Der Allesverkäufer - Jeff Bezos und das Imperium von Amazon- Brad Stone- Campus Verlag

Der Journalist und Technologieexperte Brad Stone, der für die New York Times tätig war und heute für Bloomberg Business-Week arbeitet, hat ein bemerkenswertes Buch über den Internet-Giganten Amazon und seinen Gründer und heutigen CEO Jeff Bezos geschrieben, mit dem wegweisenden Titel "der Allesverkäufer". 

In deutscher Sprache wurde das Werk vom renommierten Campus Verlag auf den Weg gebracht. Wenn man weiß, dass Amazon unter den weltweit agierenden multi-nationalen Konzernen vielleicht derjenige ist, der am meisten die Publizität scheut, ist es schon erstaunlich, dass es dem Autor Brad Stone gelungen ist, einen Blick hinter die Mauern dieses amerikanischen Unternehmens zu erhalten, um Näheres über die Geschäftspraktiken von Amazon zu dokumentieren. 

Eines wird dabei sofort klar, Amazon ist Jeff Bezos und Jeff Bezos ist Amazon.

Bei der Recherche zu seinem Buch, die sich über einen mehrjährigen Zeitraum hingezogen hat, gab es mehrere Treffen mit dem Amazon-Gründer zu Interviewzwecken, sodass der Autor sich doch ein bestimmtes Bild über den Mann machen konnte, der seinen gutdotierten Job an der Wall Street aufgab, um in einer Garage in Seattle, gemeinsam mit seiner Frau sich auf den Weg gemacht hat, den weltweiten Handel zu digitalisieren. Das Internet begann gerade erst die Welt zu revolutionieren, als Bezos, von missionarischem Eifer beseelt anfing, den On-line-Buchhandel zu starten. Dabei sah er sich mächtigen Gegnern gegenüber, einige wenige Distributionshäuser und Versandhändler, die den gesamten amerikanischen Buchmarkt beherrschten. 

Seinem scharfen Intellekt, seinem unbändigen Willen, aber auch seiner kompromisslosen Durchsetzungskraft, gepaart mit einem großen Maß an Skrupellosigkeit ist es zuzuschreiben, dass er in einem atemberaubenden Tempo, auch jetzt noch nach zwanzig Jahren scheinbar unaufhaltsam, seinen Eroberungsfeldzug im Handelsbereich fortsetzt. Längst ist das Buch durch viele andere Warenfelder ergänzt worden. Bezos handelt mittlerweile mit allem, was der Kunde begehrt, und dies nicht nur in den USA, sondern auch in vielen europäischen Ländern. Dabei hat er sich zum Ziel gesetzt, immer der billigste Anbieter des gesamten Warenkatalogs überhaupt zu sein, zum Wohle seiner Kunden, aber auch zur astronomischen Steigerung seiner Umsätze in kürzester Zeit. 

Keineswegs scheut er sich, die Hersteller  mit Rabattmarchen auszuquetschen, dass bei ihnen kaum die Herstellungskosten gedeckt sind. Dies ist der Preis, der bezahlt werden muss, wenn man sich einen Platz beim größten Online-Einzelhändler sichern möchte. Individuelle Interessen haben da keinen Platz, ebenso wenig wie bei der Belegschaft, die ihre Existenzberechtigung ausschließlich mit Erfolgssteigerung permanent belegen muss, da sie ansonsten für Bezos Ballast darstellen, den es auf dem Weg zur totalen Marktbeherrschung auszusondern gilt. 

Auch zeigt das Buch, dass Amazon  immer wieder schwere Rückschläge, gar existenzbedrohende Phasen durchschreiten musste. Alles dies hat den Gründer nicht abgehalten immer weiter zu diversifizieren, um mit neuen Geschäftsfeldern das Unternehmen Amazon zu einem der größten "global player" voran zu treiben. Aber Bezos will mit Amazon nicht nur der mächtigste Handelsriese sein, seine Vision ist, ein ebenso mächtiger Technologie-Konzern zu werden, darin sieht er seine eigentliche Bestimmung. Vorsorglich hat er in Texas ein Riesenareal gekauft, von wo aus er seinen Traum von Weltraummissionen sich erfüllen will. 

Natürlich kann bei einer solchen Rezension das Phänomen Amazon und Jeff Bezos nur rudimentär angerissen werden, zu vielseitig und komplex ist der Aufstieg dieses Unternehmens, und damit auch die Darstellung des Autors, der versucht hat mit viel Akribie und noch mehr investigativem Journalismus dem Leser aufzuzeigen, wie dieser glänzende Erfolg, Bezos ist mittlerweile einer der reichsten Amerikaner, so schnell möglich war. Aber Brad Stone zeigt auch die andere Seite dieser Mission.

Da sind die Mitarbeiter, die Lieferanten, die Aktionäre, die Verlage, die von Amazon belastet werden und die Kunden, die durch ihre unentgeltlichen Leistungen millionenfach ihre Erfahrungen mit Amazon artikulieren, und durch ein undurchschaubares Bewertungssystem immer wieder neue Kunden animieren sollen, ebenfalls in die schöne Konsumwelt von Amazon einzusteigen, natürlich nur zu den attraktivsten Preisen, wie Bezos unablässig betont. 

In Deutschland ist Amazon in die Schlagzeilen geraten, weil die Arbeitsbedingungen in den Distributionscenter menschenunwürdig sind, so jedenfalls die Gewerkschaft "Verdi". Wegen Tarifstreitigkeiten kommt es auch immer wieder zu kurzfristigen Arbeitsniederlegungen. Das Buch von Brad Stone "der Allesverkäufer" kann vielleicht erklären, warum dies so ist. Es kann vielleicht auch plausibel machen, was in Zukunft von Amazon zu erwarten ist, wem der Erfolg vergönnt ist und wer eventuell auf der Strecke bleibt. 

Dies zu lesen ist für uns alle, die täglich einkaufen gehen besonders spannend, nicht minder spannend ist zu erfahren, wie die Wall-Street reagieren wird, wenn die Quartalsverluste größer werden, wie im 2. Quartal diesen Jahres und sich im 3. Quartal ein noch weit höherer Verlust anbahnt, wie Amazon bereits angekündigt hat. Dann zeigt sich erst, wie erfolgreich die Strategie von Bezos "Wachstum um jeden Preis" sein wird, und dann zeigt sich auch, ob die Anleger dieser Strategie und damit Jeff Bezos weiterhin den Weg zum absoluten Erfolg zutrauen. 

Sehr empfehlenswert


Sie können das Buch direkt beim Verlag bestellen oder bei Ihrem Buchhändler vor Ort: http://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wirtschaft-gesellschaft/wirtschaft/der_allesverkaeufer-4323.html

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