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Rezension: Ich war doch nicht blöd- Walter Gunz

Hätte ich in einer Buchhandlung einen Blick auf das Cover dieses Buches geworfen, wäre ich nicht motiviert gewesen, mich mit dem Inhalt näher zu befassen, sondern hätte stattdessen meine Vorurteile genüsslich gepflegt, vielleicht noch eine zynische Bemerkung gemacht und mich alsdann anderen Büchern zugewandt, solchen beispielsweise, die philosophischen und spirituellen Inhalt bereits aufgrund des Covers vermuten lassen. Der Satz "Ich war doch nicht blöd" lässt alles Mögliche vermuten, nur nicht das, was das Buch tatsächlich ist: Eines der besten Bücher, die ich trotz jahrzehntelangem Viellesen kennen lernen durfte. Eine Verpackung, die abschreckt und dabei besten Inhalt verbirgt, lässt mich an den Froschkönig denken und hat eine Lektion aufgefrischt, die ich als Kind schon gelernt, aber beinahe vergessen hatte. 

Eine Bekannte hat mich auf diesen geistigen Schatz aufmerksam gemacht. Er ist ein Mix aus philosophischem, religiösem und pragmatischem Denken und erinnert an Texte griechischer, römischer aber auch fernöstlicher Philosophen, dann aber auch an betriebswirtschaftliche Texte, bleibt aber  selbst hier letztlich philosophisch und spirituell. 

Der Autor Walter Gunz ist ein belesener, sehr nachdenklicher Mensch, dass er zudem ein überaus erfolgreicher Unternehmer ist, zeigt die Bandbreite dieses Mannes, dessen Gedankenwelt mich wirklich sehr fasziniert. Sein Buch beginnt er mit der Frage, wer oder was das Selbst sei und listet in der Folge erst einmal die Quelle seiner Inspiration auf. Als ich die Liste studierte, wurde ich immer neugieriger auf das Buch, weil mir viele der Denker nicht unbekannt sind und ich zu einigen Schriften dieser Autoren bereits Rezensionen verfasst habe. In welcher Weise sie Walter Gunz inspiriert haben, wollte ich nun genau wissen. 

Der Autor betont, dass er sein Werk nicht als Biographie eines erfolgreichen Managers gedacht habe, sondern dass er vielmehr eine ideelle und spirituelle Initialzündung weitergeben möchte, (S.24). Gunz schreibt von Begegnungen mit Menschen, die ihn spirituell geprägt haben, scheut sich nicht, seine religiöse Geisteswelt vor dem interessierten Leser auszubreiten und durch eine Fülle von klugen Sätzen näher zu bringen. Ich nicke sofort als ich lese, "Liebe und Barmherzigkeit sind die wesentlichen Säulen aller Weltreligionen" und werde immer neugieriger auf das, was mich auf den kommenden Seiten erwartet. Da ist beispielsweise die Frage, ob Erfolg planbar sei. 

Gunz, der 1979 mit zwölf Mitarbeitern sein Unternehmen begann, das 2013 dann 60. 000 Mitarbeiter zählte, wird gewiss eine Antwort darauf haben, dachte ich und fand seine Antwort überzeugend. Man müsse seinen Erfolg teilen können, wenn es ein großer Erfolg werden soll und Kreativität müsse an oberster Stelle stehen, alle Beteiligten müssen das Spielen erneut lernen, "jeder Angestellte eines Unternehmens sollte seine Ideen mitteilen dürfen", weil in jedem der Entdeckergeist geweckt werden solle,(S.44). Genau. 

Nach Auffassung von Gunz existiert nämlich bereits schon alles, was uns einfallen könnte und zwar in der Welt der Ideen. Unsere Aufgabe besteht darin, diese Ideen im Hier und Jetzt zu heben. Gemeinsam. 

Für Gunz ist klar, dass die Fokussierung auf die materiellen Fakten bei gleichzeitiger Vernachlässigung der ideellen Domäne erfolgsmindernd wirkt, weil es dann an Spirit und Intuition mangelt. Auch Handeln aus reiner Pflichterfüllung und nicht aus dem Herzen heraus ist wertlos, so der Autor und es gibt noch eine Reihe anderer Sachverhalte in puncto Erfolg, die er festhält. Zitieren möchte ich hier nachstehende Zeilen: "Erfolg und Macht betrachten wir gerne als Krönung unseres Schaffens. Doch Vorsicht! Die beiden stellen uns vor eine große Prüfung, die wir charakterlich meist nicht unbeschadet bestehen..(...)...Nicht umsonst gilt als gefährlichste Eigenschaft Mephistos die Überheblichkeit. Zwei große Prüfungen des Lebens führen demnach häufig zum Absturz des Menschen: die Prüfung durch den Erfolg und die Prüfung durch die Not." (S.50).

Natürlich schreibt Gunz auch immer von seinen Erfahrungen mit seinen geistigen Kindern "Media Markt" sowie "Saturn" und vergisst nicht zu erwähnen, dass bei aller Arbeit und kreativen Leistungen auch sein Erfolg nur möglich war, weil Fortune ihm hold gewesen sei. Er artikuliert auch, worin erfolgreiche Führung besteht und sagt, sie orientiere sich an Potentialen, blicke nicht zurück, lebe im Jetzt und gestalte aus der Vision die Zukunft. Wir alle seien mit der Quelle der Schöpfung verbunden. Worauf es ankomme, um die Verbindung wahrzunehmen, erfährt man dann auch.(S.65) 

Als Eigenschaften, die im Alltag wichtig sind, um erfolgreich zu sein, nennt er: Achtsamkeit, Ehrlichkeit, Offenheit, Vertrauen, Abschied vom Ego, Glaube an das Selbst in mir, Liebe, Hoffnung, (S.68). 

Gunz hält nichts davon, Böses zu brandmarken, denn er weiß, dass es dann auf Rache sinnt. Diese Erkenntnis hat er von Lao-Tse übernommen, wie er anführt. Eine offenbar sehr kluge Erkenntnis. Führen aus Vision ist ein Thema im Buch, insofern auch die Reflektion von Leader-Qualitäten und irgendwann lese ich den Satz "Jede starke Abhängigkeit von der äußeren Welt erzeugt starke Angst, dass wir entweder nicht bekommen, was wir haben wollen, oder verlieren, was wir schon gewonnen haben." (S.80). Daraus muss man seine Schlüsse ziehen. 

Glück und Sinnfragen beschäftigen den Autor und er erinnert sich gerne an Prof. Friedrich Weinreb, der ihm viel vermitteln konnte. Hier erwähnt er das Buch "Der göttliche Bauplan der Welt", das mich neugierig macht. Visionen sind die Voraussetzung für Schöpfungsakte. Die Mystik bestehe darin, dass durch Bündelung seiner Gedanken auf eine konkrete Idee, diese Idee zur materiellen Verwirklichung führe. Wie das funktioniert, zeigt Gunz auch an einem schönen visuellen Beispiel. 

Der Autor lässt den Leser nicht über die Hintergründe seiner Werbeslogans im Ungewissen, wobei ich den Slogan von Saturn ("Geiz ist geil") für mehr als nur bedenklich halte. Nach meiner Ansicht passt er nicht zur Geisteswelt von Gunz, aber Slogans sind bekanntermaßen das Denkergebnis von Marketingleuten. Kann man bei aller Griffigkeit eines Slogans jeden Slogan nutzen, auch dann, wenn er ethisch fragwürdig ist? 

Dann lese ich später seine Ausführungen zu Geld und wie man dazu kommt. Geízig scheint Gunz nicht zu sein, aber er weiß, dass man ohne Wertschätzung des Geldes zu diesem nicht gelangen kann (S.157) und überzeugt durch seine Betrachtungen, auf welche Weise Menschen mit Geld umgehen und zu angemessenem Reichtum kommen."Was man mit Liebe weggibt, kommt auch wieder zurück. So bleibt das Geld im Fluss." (S.160). 

Er erläutert, was zu tun ist, dass Niederlagen in der Folge nicht zu einer Abwärtsspirale führen, reflektiert Dämonen wie Angst, Verleumdung, Hochmut, Habenwollen etc und so vieles andere mehr, kommt immer wieder auf das Buch "Alles Boulevard" von Mario Vargas Llosa zu sprechen, das ich auch rezensiert habe und ist sich völlig darüber im Klaren, dass Angst und Neid Energieräuber sind. Er weiß, dass dort, wo Hierarchie und Angst regieren, wertvolle Ressourcen und Ideen, Kraft und Zuversicht vernichtet werden und weil er das offenbar schon sehr lange weiß und viel Demut besitzt, deshalb auch kann er aus Erfahrung sehr tiefsinnig über Erfolg und so vieles andere, wonach Menschen streben, schreiben, vor allem über die Liebe, die Walter Gunz in allem, was er tut, antreibt.

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