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Rezension: Alle Menschen sind gleich - erfolgreiche nicht: Die verblüffenden kulturellen Ursachen von Erfolg (Gebundene Ausgabe)

Amy Chua und Jed Rubenfeld haben ein bemerkenswertes Buch verfasst, das sich mit den kulturellen Ursachen von Erfolg näher auseinandersetzt. Das Werk wurde aus dem Englischen von Ulrike Bischoff übersetzt.

Amy Chua, der Inbegriff einer Karrierefrau, ist die Tochter chinesischer Einwanderer. Jed Rubenfeld stammt aus einer jüdischen Familie. Beide sind Juraprofessoren in Yale, miteinander verheiratet und zählen zur amerikanischen Elite.

Das Buch bringt nicht nur den Aufstieg, sondern auch den Niedergang von Bevölkerungsgruppen zur Sprache. Dabei gehen die Autoren davon aus, dass drei Kräfte ursächlich für den Aufstieg und Erfolg der Gruppe und der Gruppenmitglieder sind. Es wird keineswegs unerwähnt gelassen, dass diese Kräfte auch pathologische Züge beinhalten. Bei dem Dreierpack handelt es ich um die Elemente: Überlegenheitskomplex, Unsicherheit und Impulskontrolle. In der modernen US-Kultur sind diese Elemente nicht enthalten, insofern ist es nicht verwunderlich, dass die erfolgreichsten Gruppen der amerikanischen Gesellschaft "auf die ein oder andere Weise Außenseiter sind." Das gilt übrigens nach meinen Beobachtungen auch in unserer Gesellschaft, wo der Leistungsgedanke leider über Bord geworfen wurde und durch Korruptionsgedanken und dergleichen mehr ersetzt worden ist.

Wie auch immer, jedes Element, so die Untersuchungsergebnisse, bringt- das ist der Preis für den Erfolg- gewisse Pathologien hervor. So ist von Neurosen unsicherer Menschen die Rede, auch von dem Moment, dass Triebversagung, die die Fähigkeit untergraben kann, das Schöne, die Ruhe und den Moment zu erleben. Dann ist da noch der Glaube an die Überlegenheit der eigenen Gruppe, die Arroganz, Vorurteile etc. fördern kann.

Ist der Dreipack Bestandteil einer Kultur, konzentriert sie sich tendenziell auf materiellen, konventionellen und prestigeträchtigen Erfolg, so die Autoren. Motiv ist die Unsicherheit, die sie antreibt und daraus herrührend, der Drang der Welt etwas beweisen zu müssen oder auch die Angst den Angehörigen nicht genug auf den Tisch bringen zu können, weil man ein Außenseiter ist.

Gezeigt werden in diesem Buch die kulturellen Gemeinsamkeiten der erfolgreichsten Bevölkerungsgruppen in den USA, auch ihr Werdegang über mehrere Generationen hinweg und ihre Pathologien. Interessanterweise geraten Gruppen, die es zum Dreierpackerfolg bringen, irgendwann in einen schöpferischen Zerstörungsprozess, der sie “unwiderruflich verändert“. Dies geschieht, indem sie gewissermaßen Bestandteil anderer Gruppen wird durch Heirat etc. oder aber irgendwann in der Generationenfolge die Elemente verliert. Wohl an erster Stelle die Impulskontrolle, gefolgt von der Unsicherheit. Soweit ich es beurteilen kann, ist Impulskontrolle das A und O für Erfolg, egal wo man lebt und in welcher gesellschaftlichen Gruppierung man hineingeboren ist.

Nachdem man im Einzelnen liest, welche Bevölkerungsgruppen, in den USA erfolgreich sind, werden die drei eingangs bereits genannten Elemente näher beleuchtet. Mich interessiert seit Jahren das Phänomen der "Impulskontrolle" besonders, weil ich von Kindesbeinen an beobachten konnte, dass bei Menschen, die diese kaum besitzen, ein erfolgreiches Leben nicht möglich ist. Verzichten zu können und konsequent zu arbeiten, anstelle sofort zuzugreifen und sich in die Hängematte zu legen, bedürfen einer bestimmten Grundmotivation. Dass Menschen, die seit Generationen in der Sahne hocken, diese nicht haben können, leuchtet ein.

Die Autoren nennen Forschungsergebnisse der führenden Sozial- und Entwicklungspsychologen wie Roy Baumeister sowie Carol und Angela Duckworth, wonach die Fähigkeit Versuchungen zu widerstehen- speziell der Versuchung aufzugeben, wenn eine Aufgabe anstrengend wird, entscheidend für den Erfolg ist. Tests schon bei Kindern zeigen immer wieder, dass Impulskontrolle der eigentliche Motor für Erfolg darstellt.

Für den Fortschritt, so die Autoren, ist die Impulskontrolle, möglicherweise das wichtigste Element. Menschen mit Dreierpackkonstellation, die Gruppen mit Dreierpackkonstellationen entstammen, werden in der Regel ermuntert oder auch gedrängt, hart zu arbeiten und nach oben zu streben, Menschen mit Dreierpackkonstellation ohne Gruppenrückendeckung können hingegen nur aus ihren eigenen Ressourcen schöpfen oder erfahren sogar Verachtung ihrer Gruppenmitglieder, wenn jenen der Biss zum Erfolg fehlt.

Bill Gates, Zuckerberg und Steve Jobs zählen zu den schwerst arbeitenden und auch getriebensten Menschen ihrer Generation, urteilen die beiden Yale-Professoren. Ihr Erfolg sei nur möglich, weil sie viel arbeiten und Fähigkeiten leben, die notwendig sind, um so erfolgreich zu sein.

Die Autoren sind sich sicher, dass es in den USA auf Dauer keine erfolgreichen Gruppen, wie im Buch beschrieben, mehr geben wird, sondern nur noch erfolgreiche Individuen.

Für Einzelwesen, die für ihren Erfolg überdurchschnittlich viel arbeiten, wird es zukünftig nicht einfacher werden, so meine Vermutung, weil Neid und Missgunst ihrer Mitmenschen dafür sorgen werden, dass sie noch mehr Impulskontrolle aufbauen müssen. Was hier allerdings hilft ist Resilienz. Diese sollte man als erfolgsorientierter Mensch täglich üben, um "sein Ding" durchzuziehen.

Sehr empfehlenswert.

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