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Rezension: Der falsche Feind- Christine Bauer-Jelinek

Das neue Buch der Psychotherapeutin Christine Bauer –Jelinek habe ich mit großem Interesse gelesen. Viele ihrer Beobachtungen stimmen  mit dem überein, was ich in den letzten  Jahren zur Kenntnis nehmen musste. Dass der aktuelle Feminismus  den Zusammenhalt unserer Gesellschaft bedroht, ist meines Erachtens keine gewagte These und dass Frauen keinen Jota besser sind als Männer  wird jedem klar sein, der schon  etwas länger auf dieser Welt lebt.

Ob ein Mensch in einer Führungsposition kompetent ist oder nicht, hängt meines Erachtens nicht vom Geschlecht ab, sondern von den individuellen Fähigkeiten, pragmatische Entscheidungen zu treffen und Spielregeln zu verstehen sowie diese auch zu akzeptieren. Es stimmt, wenn man in einer bestimmten Funktion bestimmte Ziele erreichen möchte, zahlt man, egal ob männlich oder weiblich, den gleichen Preis. Frauen in Spitzenpositionen müssen analog zu den Männern Profite erwirtschaften und möglicherweise auch Wirtschaftskriege führen, weil nicht das Geschlecht das Verhalten der Individuen bestimmt, sondern die Ziele und Werte einer Gesellschaft nach Umsetzung durch ihre Eliten verlangen, (vgl.: S.18).

Wer in der gesellschaftlichen Hierarchie die gläserne Decke durchbrechen möchte und dies nicht aufgrund seines Erbes oder Heirat realisiert, benötigt nachstehende Persönlichkeitsmerkmale laut Bauer- Jelinek: Hierarchieverständnis, Rollendistanz, Umgang mit struktureller Macht, Konkurrenzbereitschaft, Kampferfahrung, Frustrationstoleranz, und eine rasche Orientierung in ungeschriebenen Regelwerken sowie schlussendlich: den Verzicht auf ein erfülltes Familienleben, (vgl.: S.31). 

Für karrierebewusste Männer sind solche Merkmale selbstverständlich. Doch wie viele Frauen besitzen eine solche Persönlichkeitsstruktur? Die Autorin schreibt zu Recht, dass derjenige der völlige Gleichberechtigung fordert, konsequenter Weise auch  in den sauren Apfel beißen muss. Quotenregelung ist auch nach meiner Ansicht keine Lösung. In meinen Augen entwürdigt die Quotenlösung uns Frauen.  Wer in unserer Gesellschaft die gläserne Decke durchbrechen möchte, muss Ungerechtigkeiten, Willkür und Kämpfe hinnehmen. Der Preis sollte für Männer und Frauen gleich sein. Das wird Allmachts-Feministinnen nicht gefallen, die für sich gerne eine Sonderbehandlung einfordern.

Die Autorin zeigt in der Folge viele Denkfallen von Allmachts-Feministinnen auf und verdeutlicht in welch schwierige Lage Männer oft kommen, wenn Frauen nach einer Scheidung aufgrund von blinder Zerstörungswut und Rache ihren ehemaligen Gatten fertigzumachen suchen. Beispiele dieser Art kenne ich einige und ich sehe noch immer mit großer Skepsis die materielle Umverteilung von Männern in Richtung Frauen aufgrund von sexuellen Dienstleistungen, die jenseits von gängiger Prostitution stattfinden, aber nach meiner Ansicht durchaus als eine Form von Prostitution zu werten sind, wenn auch nicht im juristischen Sinne. Gut, dass die Autorin sich hierzu äußert.

Es stimmt, Frauen verdienen nicht selten deshalb weniger, weil sie in geringer bezahlten Berufen arbeiten. Es ist also keine Geschlechterfrage, sondern ein gesellschaftliches Problem, wenn Erwerbsarbeit auf dem sozialen Sektor niedriger entlohnt wird. Hier ist ein Umdenken seitens der Gesellschaft erforderlich.

Was die Kontrolle im Bereich der Fortpflanzung anbelangt, sehe auch ich es  ungern, dass diese nach wie vor voll in den Händen der Frauen ist. Frauen, die die Gleichberechtigung fordern, können nicht wollen, dass der Bauch ihnen alleine gehört. In Zeiten der Empfängnisverhütung ist eine Frau verpflichtet, einen Mann darüber aufzuklären, ob sie verhütet oder nicht. Zudem sollte sie, nach meiner Meinung,  die Konsequenzen, vollständig allein tragen müssen, wenn sie im Hinblick auf Verhütungsmaßnahmen lügt. Keine Sorge,so weit geht die Autorin nicht. Zum Wohle des Kindes  wird auch weiterhin der Vater oder der Staat zur Kasse gebeten. Hier müssen faire Regelungen getroffen werden. 

Männliche Rituale und Prinzipien werden immer mehr verdrängt, schreibt  die Psychotherapeutin. Das führt bei kleinen Jungs nach Scheidungen dazu, dass sie immer schlechter lernen, nicht selten verhaltensgestört sind, mit Gewalt konfrontiert werden und sogar aufgrund dessen Selbstmord begehen, (vgl.: S.67).

Liest man Christiane Bauer-Jelineks Buch unbefangen, wird dem Leser sehr bald bewusst, dass Männer nicht immer Täter und Frauen immer seltener Opfer sind. Es muss etwas getan werden, damit der Zusammenhalt der Geschlechter auch in privaten Beziehungen nicht weiter abnimmt. Es kann nicht angehen, dass aufgrund der Doktrin des Allmachts-Feminismus die zwischenmenschlichen Beziehungen immer mehr in den Hintergrund gedrängt und Zuwendung sowie Fürsorge kommerzialisiert werden.

Ich teile die Meinung der Autorin, die ich hier zitieren möchte:"Wenn sich die traditionellen Geschlechterrollen weiter auflösen, ohne dass wir neue Formen des Zusammenlebens für beide Geschlechter und alle Generationen entwickeln, besteht die Gefahr, dass der Mensch von einer Spezies, die sich in Paaren organisiert (was bisher der Fall war), zu einer Masse mit willkürlichen (wechselnden) und fluktuierenden Beziehungen mutiert. Oder aber die Zweigeschlechtlichkeit wird von etwas abgelöst, das man "Mischgeschlechtlichkeit" (Androgynität) nennen könnte: Jedes Individuum ist männlich und weiblich zugleich- und die Fortpflanzung wird der Technik überantwortet." 

 Empfehlenswert. 

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